Was tun, wenn Sie Opfer eines Betrugs in Deutschland geworden sind?

Was tun, wenn Sie Opfer eines Betrugs in Deutschland geworden sind?

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Einleitung

Betrug ist eines der am weitesten verbreiteten Delikte in Deutschland. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) wurden im Jahr 2023 über 965.000 Betrugsfälle registriert – das entspricht einem Anstieg von 6,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders häufig betroffen sind Privatpersonen beim Online-Shopping, Telefonbetrug oder durch gefälschte Rechnungen.

Wenn Sie Opfer eines Betrugs geworden sind, ist schnelles und gezieltes Handeln entscheidend. Diese Anleitung erklärt Ihnen Schritt für Schritt, was in Deutschland zu tun ist, welche Rechte Sie haben, welche Behörden zuständig sind und wie Sie gegebenenfalls Schadensersatz erhalten können.

1. Sofortmaßnahmen nach dem Betrug

a) Ruhe bewahren und Beweise sichern

  • Speichern Sie E-Mails, SMS, Chatverläufe oder Webseiten-Screenshots.

  • Fotografieren Sie gefälschte Dokumente, Überweisungsbelege oder Kontoauszüge.

  • Notieren Sie sich alle relevanten Daten: Uhrzeit, IP-Adresse, Telefonnummern, Kontaktnamen.

b) Kein weiterer Kontakt zum Täter

Brechen Sie jegliche Kommunikation ab – Betrüger versuchen oft, weiteren Druck auszuüben oder neue „Lösungen“ anzubieten.

2. Anzeige bei der Polizei erstatten

a) Wo anzeigen?

b) Was sollten Sie angeben?

  • Persönliche Daten

  • Beschreibung des Vorfalls

  • Belege und Screenshots

  • Angaben zum Täter (falls bekannt)

c) Rechtsgrundlage:

  • Der Betrug ist in § 263 Strafgesetzbuch (StGB) geregelt.

  • Strafmaß: bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafe, in schweren Fällen mehr.

3. Konto, Karte oder Online-Zugang sperren

a) Kontaktieren Sie sofort:

  • Ihre Bank oder Kreditkartenanbieter (z. B. über den zentralen Sperrnotruf 116 116)

  • Zahlungsdienste wie PayPal, Klarna oder Amazon Pay

b) Verdacht auf Identitätsdiebstahl?

  • Melden Sie das bei der Schufa und bei Ida.de (Identitätsdiebstahl-Schutz).

  • Ändern Sie alle Passwörter: E-Mail, Bank, soziale Medien, Shopping-Plattformen.

4. Verbraucherschutz einschalten

In vielen Fällen bietet die Verbraucherzentrale Ihres Bundeslandes Unterstützung an – vor allem bei:

  • Online-Shopping-Betrug

  • Abo-Fallen

  • Fake-Rechnungen

  • Phishing-E-Mails

Website: https://www.verbraucherzentrale.de

Hier erhalten Sie rechtliche Beratung und Musterschreiben.

5. Schadensersatz und zivilrechtliche Schritte

a) Rückforderung über das Zivilgericht

Wenn Sie den Täter oder dessen Kontoverbindung kennen, können Sie den Betrag einklagen:

  • Zivilklage beim Amtsgericht (bis 5.000 € Streitwert)

  • Für höhere Beträge beim Landgericht

Ein Rechtsanwalt kann Ihnen helfen, eine Zahlungsklage oder einen Mahnbescheid zu erwirken.

b) Unterstützung bei Anwaltskosten

Falls Sie nicht über die nötigen Mittel verfügen, können Sie Beratungshilfe beantragen (Sozialamt oder Amtsgericht). Website: https://justiz.de/formulare

6. Typische Betrugsarten in Deutschland 2023/2024

Betrugsart Anteil an Gesamtfällen Besonders gefährdet
Online-Shopping-Betrug 36 % junge Erwachsene
Phishing (Bankdaten) 21 % alle Altersgruppen
Fake-Polizei-Anrufe 9 % Senioren
Anlagebetrug (Krypto, Forex) 7 % Männer 35–55 Jahre
Romance Scams (Liebesbetrug) 4 % Frauen 40+

 

7. Wenn Sie über das Ausland betrogen wurden

a) Täter sitzt nicht in Deutschland?

  • Reichen Sie dennoch Anzeige bei Ihrer Polizei ein.

  • Die deutsche Polizei leitet über Europol oder Interpol Informationen weiter.

b) Internationale Anlaufstellen:

8. Schutz vor weiteren Betrugsversuchen

a) Technische Maßnahmen:

  • Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren

  • Keine Anhänge oder Links in E-Mails von Unbekannten öffnen

  • Virenschutz und Firewall aktuell halten

b) Eigene Daten schützen:

  • Nicht öffentlich: Adresse, Geburtsdatum, Kontonummer

  • Keine Ausweiskopien an unbekannte Absender senden

9. Psychologische Unterstützung

Opfer von Betrug empfinden häufig Scham, Wut oder Hilflosigkeit. Sie sind nicht allein.

  • Kontaktieren Sie eine Opferhilfe-Stelle, z. B. Weißer Ring e. V.

  • Kostenlose Hotline: 116 006

  • Website: https://weisser-ring.de

Fazit

In Deutschland stehen Ihnen als Betrugsopfer viele Mittel zur Verfügung – sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich. Wichtig ist: Warten Sie nicht ab! Dokumentieren Sie alles, erstatten Sie Anzeige und holen Sie sich Unterstützung bei Verbraucherschutz, Anwalt oder Opferhilfe.

Je schneller Sie handeln, desto höher sind Ihre Chancen auf Schadensbegrenzung und Gerechtigkeit.

Nützliche Informationen

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